Wegen einer verspäteten Warnung steht der Wupperverband in der Kritik (wuppertal-total.de berichtete). Der hat neben der Erfassung und Aufarbeitung von Hochwasserschäden im Wuppergebiet mit einer ersten Analyse der Ereignisse begonnen. Diese ist noch nicht abgeschlossen und wird in der Folgezeit noch detaillierter untersucht und bewertet. Hier Auszüge aus der ersten Analyse des Wupperverbandes.
„Vor dem Hochwasserereignis hat der Wupperverband die vom DWD eingegangenen Prognosen in sein Handeln einbezogen. Diese Prognosen waren am Wochenende und zum Wochenbeginn zunächst noch mit deutlichen Unsicherheiten behaftet bezüglich Regenmengen und genauer Lage des Regengebiets. Am Dienstag (13. Juli) lautete die Prognose, es könnten lokal in einem Streifen vom östlichen Münsterland bis in die Eifel Regenmengen von über 100 Litern pro Quadratmeter in 24 Stunden möglich sein.
Tatsächlich brachte der Starkregen am 14. Juli flächendeckend Regenmengen zwischen 120 und 160 Litern pro Quadratmeter. Dies betraf weitgehend das komplette Einzugsgebiet der Wupper. In dieser Dimension und flächendeckenden Ausbreitung gab es zu keinem Zeitpunkt eine seriöse Vorhersage für das Wuppergebiet.
Ab Wochenbeginn Talsperren geleert
Anhand der Prognosen vom Sonntag und Montag hatte der Wupperverband ab Wochenbeginn vermehrt Wasser aus den Brauchwassertalsperren oberhalb der Wupper-Talsperre und auch aus dieser selbst abzugeben, um Freiraum zu schaffen. Der Starkregen brachte innerhalb von 24 Stunden extreme Niederschlagsmengen, die etwa einem Zehntel der durchschnittlichen Jahresmenge im Wuppergebiet entsprechen.
Um diese enormen Regenmengen zu puffern, hätte der Wupperverband die Wupper-Talsperre in kürzester Zeit um mehr als die Hälfte des Stauinhalts entleeren müssen. Das war ohne schädliche Wirkung für die Unterlieger in Wuppertal zeitlich nicht möglich.
Höchstmarken um mehr als das Doppelte übertroffen
Die Regenmengen am Mittwoch (14. Juli) haben den Talsperren des Wupperverbandes in kurzer Zeit so viel Zufluss gebracht, wie bisher selbst bei hohen Winterhochwässern in der Vergangenheit nicht zusammen gekommen ist. Die Abflüsse an den Pegeln aller Bäche und der Wupper stiegen auf bisher unerreichte Marken. Die alten Höchstmarken wurden an manchen Stellen um mehr als das Doppelte übertroffen.
Die Talsperren haben bis zum Erreichen ihrer Stauziele große Teile dieser enormen Wassermengen gepuffert und dadurch die Hochwasserwelle verlangsamt. Während Zuflüsse aus dem ungepufferten Einzugsgebiet unterhalb der Talsperren schon für eine erste „Welle“ sorgten, konnten die ebenfalls extremen Wassermengen aus dem Oberlauf der Wupper zunächst in den Talsperren eingestaut werden. Mit steigendem Stauinhalt in den Talsperren musste auch die Abgabe an den Unterlauf stufenweise erhöht werden.
Hochwasserwelle verlangsamt
Die gestufte Erhöhung der Abgaben hat die Hochwasserwelle im Unterlauf deutlich verlangsamt ansteigen lassen, als es ohne Talsperren der Fall gewesen wäre. Darüber hinaus hat das zeitliche Auseinanderziehen der Wellen dafür gesorgt, dass sich diese nicht zu einer deutlich höheren Hochwasserwelle vereinigt haben. Ohne diese Maßnahme wäre der Pegel der Wupper deutlich schneller angestiegen und in der Spitze auch deutlich höher ausgefallen. Die Überflutung weiterer größerer Teile unterhalb der Wupper-Talsperre, zum Beispiel der Wuppertaler Talachse, hätte dann nicht verhindert werden können, und die zerstörerische Kraft der Welle wäre deutlich größer gewesen.
Zu keinem Zeitpunkt wurde das Hochwasser in der Wupper durch die Abgabe aus der Wupper-Talsperre verschärft. Die Talsperre hat die Wassermenge in der Wupper nicht zusätzlich erhöht. Beim Erreichen des Vollstaus der Talsperre wurde so viel Wasser aus der Talsperre abgegeben, wie auch ohne Talsperre in der Wupper geflossen wäre.“
Weiter Vorwürfe vom Bezirksbürgermeister Beyenburgs
Unterdessen erhebt der Beyenburger Bezirksbürgermeister Andreas Bialas weiterhin schwere Vorwürfe gegen den Wupperverband. In der WDR-Lokalzeit fragte er, wie denn ein randvoller Stausee zum Hochwasserschutz passe. Der Beyenburger Stausee, so der SPD-Landtagsabgeordnete, sei schon seit vielen Tagen komplett gefüllt gewesen.