Der Germanist, Philosoph, Schriftsteller und freie Journalist Jürgen Wiebicke war bei der Evangelisch-reformierten Gemeinde Ronsdorf im Gemeindesaal zu Gast. Dort stellte er einige Thesen aus seinem Buch „Zehn Regeln für Demokratie-Retter“ vor, erläuterte diese und kam mit Pfarrer Dr. Jochen Denker sowie mit einigen Gästen ins Gespräch.
Wie man die Identitätsfrage „Wer bin ich?“ am besten beantworten sollte erörterte Wiebicke und kam zum Ergebnis, dass der gemeinsame Wille einer Gesellschaft nach Veränderung entscheidend für die Identität der Menschen sei, nicht etwa Faktoren wie der soziale Status oder die religiöse Weltanschauung des Einzelnen. „Menschen wollen sich mit ihrer Umgebung identifizieren. Das muss man unterstützen“, so Wiebicke.
Unter dem Aspekt, lokale Veränderungen zu bewirken, nannte der Autor ein aus seiner Sicht wichtiges Prinzip, das sogenannte „Community Organizing“. Bei diesem aus den USA stammenden Prinzip werden Schlüsselpersonen innerhalb einer Gemeinschaft identifiziert, oft aus lokalen Vereinen, und an einen Tisch gebracht. Das sei eine gute Idee um Veränderungen zu bewirken, stellte Wiebicke fest, aber auch ein langer Prozess.
Philosophische Strömung aus Italien
Das Prinzip des „schwachen Denkens“ ist eine Strömung der italienischen Philosophie und eine Denkensart, die Wiebicke verfolgt. Durch diese Art zu denken bleibe man flexibel und sei in der Lage, viel zu improvisieren. Dabei solle nicht auf einer Meinung beharrt werden, die aus Idealismus geboren wird, aber dann an der Wirklichkeit zerschellt.
Nach dem von Dr. Denker geführten Gespräch hatten die Zuschauer noch die Möglichkeit, dem Germanisten Fragen zu stellen. Unter anderem wurde gefragt, ob es sich bei Angela Merkel um eine schwache Denkerin handele. Wiebicke verneite das deutlich: „Mit der Aussage „Es gibt keine Alternative“ begräbt sie die Idee des Politischen und hat mit dem schwachen Denken nichts zu tun.“
-mk