Im Dezember ist die Zahl der Arbeitslosen im Bergischen Städtedreieck leicht gestiegen. Die Arbeitslosenquote ist mit 8,3 Prozent auf dem Niveau des Vormonats verblieben. „Diese geringe Bewegung im Vormonatsvergleich sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Jahr 2022 durch zwei gegenläufige Entwicklungen und einer zunehmend spürbaren Strukturveränderung gekennzeichnet war. Mit Blick auf 2023 wird sich dieser Trend fortsetzen, sofern aus den gegenwärtigen Krisen keine disruptiven (zerstörerischen, Anm.d.Red.) Entwicklungen resultieren“, fasst Martin Klebe, Leiter der Agentur für Arbeit, den Jahresverlauf 2022 und den Ausblick auf 2023 zusammen.
Aktuell sind in Wuppertal 16.925 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 121 Personen oder 0,7 Prozent mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Dezember des Vorjahres sind dies 1.133 Personen (+ 7,2 Prozent) mehr. Die Arbeitslosenquote beträgt 9,1 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei 8,5 Prozent. Im aktuellen Monat haben sich 2.928 Personen neu oder erneut arbeitslos gemeldet, 2.831 Menschen haben ihre Arbeitslosigkeit beenden.
Langzeitarbeitslosigkeit
In Wuppertal ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken. Aktuell sind 7.024 Menschen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen, das sind 612 (- 8,0 Prozent) weniger als vor einem Jahr. Von den Langzeitarbeitslosen werden 92,8 Prozent (6.521 Personen) in der Grundsicherung betreut.
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung erfasst zusätzlich zur Arbeitslosigkeit auch Personen, die als Teil-nehmer von Maßnahmen, aufgrund von Krankheit oder sonstigen Gründen nicht als Arbeits-lose gezählt werden. Die Unterbeschäftigung umfasst aktuell 28.712 Personen. Das sind 408 Personen mehr als im Vormonat, und 989 Menschen (+ 3,6 Prozent) mehr als vor einem Jahr.
Rückblick 2022
Etwa bis Jahresmitte waren die Folgen der Corona-Pandemie für den Arbeitsmarkt endgültig überwunden, die Arbeitslosenquote wieder auf Vorkrisenniveau gesunken. Der im Juli einsetzende erneute Anstieg der Arbeitslosigkeit ist den Folgen des Ukrainekonflikts und der dadurch verursachten Fluchtbewegung zuzurechnen. Strukturell hat sich – bedingt auch durch ein weiteres deutliches Beschäftigungswachstum – der Fachkräftemangel deutlich verschärft.
Die Beschäftigung im Städtedreieck hat bis März 2022 mit über 232.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen neuen Höchststand in diesem Jahrhundert erreicht. Dabei ist es allerdings zu erheblichen Branchenverschiebungen gekommen. Während vor allem das verarbeitende Gewerbe und das Gastgewerbe nennenswerte Beschäftigungsverluste verzeichnen, sind das Baugewerbe, Verkehrs- und Lagerwirtschaft, der öffentliche Dienst, das Erziehungs- und Unterrichtswesen sowie das Gesundheits- und Sozialwesen deutlich angewachsen.
Mit dem Zuwachs an Beschäftigung hat sich der Mangel an Fachkräften weiter vergrößert. In allen drei Städten fehlt es an Fachkräften im Pflege- und Medizinbereich, aber es gibt auch Lücken bei den Berufen der Informationstechnik sowie im Bau- und Ausbaugewerbe. Auch in anderen Branchen wie im Handel, Verkehr und Lagerei, der Gastronomie, aber auch im Grundstücks- und Wohnungswesen fehlt es an qualifizierten Bewerbern.
Ausblick 2023
Der Arbeitsmarkt 2023 wird sich nicht einheitlich entwickeln. Die Jobcenter werden auch mithilfe der nach und nach einsetzenden Regelungen des Bürgergeldes ihre vielfältigen Integrationsbemühungen fortsetzen. Auch wenn die Zahl der Insolvenzen in den vergangenen Jahren gering geblieben ist, so belastet die Insolvenz eines Automobilzulieferers in Solingen (Felgenhersteller Borbet, Anm.d.Red.) den Arbeitsmarkt im Städtedreieck. Es steht zu befürchten, dass der Strukturwandel insbesondere im Automotive-Bereich weitere Arbeitsplatzverluste mit sich bringen wird.
Auf der anderen Seite wird die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften nicht nur hoch bleiben, sie wird weiter zunehmen. Dies wiederum wird die Unternehmen zunehmend fordern, mehr Kreativität und Initiative zu entwickeln. Rekrutierungsaktivitäten werden für sich genommen immer weniger ausreichen, den eigenen Fachkräftebedarf zu decken. Attraktive Ausbildungsbedingungen und Weiterbildungsangebote für die bereits Beschäftigten, maßgeschneiderte Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Möglichkeiten der Gewinnung, aber auch des „Festhaltens“ von Fachkräften. Die Pläne der Bundesregierung, die Regeln für die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland zu erleichtern, können einen weiteren Beitrag leisten.