Am 24.05. und 25.05. haben sich Experten für Einzelhandel und Stadtentwicklung aus ganz Deutschland in Wuppertal getroffen. Die Teilnehmer des Arbeitskreises für Geographische Handelsforschung lobten besonders den Einsatz der Bürgerinitiativen für die Stadt.
Elberfeld oder Barmen? Die Wuppertaler kennen die Diskussion, wo denn nun das „wahre“ Zentrum von Wuppertal liegt. Die Stadt ist mit ihren zwei Hauptzentren und den vielen Nebenzentren ein gutes Beispiel für das Thema Polyzentralität. Unter diesem Motto fand nämlich die Jahrestagung des Arbeitskreises für Geographische Handelsforschung statt. Passend dazu wurde Wuppertal als Veranstaltungsort gewählt. Elberfeld und Barmen dienten dabei als begehbares Anschauungsmaterial.
Digitalisierungsansätze nutzen
Etwa 40 Teilnehmer trafen sich am Freitag im Sparkassenturm in Elberfeld, darunter Wissenschaftler, Einzelhandelsexperten und Wirtschaftsförderer. In den Fachvorträgen und Diskussionen drehte sich vieles um die Digitalisierung im Handel. Auf der einen Seite seien das veränderte Konsumverhalten und der Trend zum Online-Shopping eine Herausforderung für den Einzelhandel. Aber der Handel müsse die Digitalisierungsansätze auch als Chance begreifen und Wege finden, diese für sich zu nutzen. „Gleichzeitig führt die Digitalisierung aber auch dazu, dass die Menschen weniger Wege zurücklegen wollen, das heißt, nicht mehr so oft nach Köln oder Oberhausen fahren. Die richtige Antwort darauf ist eine Konzentration des Handels auf attraktive Zentren in Wuppertal“, erklärt Markus Wotruba, Leiter für Standortforschung der BBE Handelsberatung.
Lob für den neuen Döppersberg
Am Nachmittag besichtigte der Arbeitskreis gemeinsam den neuen Döppersberg und die Elberfelder City. Besonders der Vorplatz zum Hauptbahnhof kam gut an. „Dieser Platz ist einer europäischen Metropole würdig! Ein tolles Entree in die Stadt und auch funktional ist er sehr überzeugend“, lobte Markus Wotruba. „Die Geschäftsbrücke ist genial, weil sie den Bahnhof optimal an die Fußgängerzone anbindet. In sehr vielen Städten müssen die Kunden von Bahnhof zur City erstmal eine Durststrecke überwinden, das heißt, durch eine Grünanlage oder vorbei an Wohn- und Bürogebäuden ohne Schaufenster“, so Markus Wotruba weiter.
Viel Engagement in Barmen
Am Samstag zog die Gruppe dann weiter nach Barmen. Thomas Helbig von der ISG Barmen führte über den Werth und gab Einblicke in die Arbeit der ISG. Viele Experten lobten die guten Organisationsstrukturen und speziell die beiden Immobilien-Standort-Gemeinschaften. „Das bürgerliche Engagement in Wuppertal ist bemerkenswert, zum Beispiel bei der ISG Barmen. Aber auch bei der Junior Uni und der Nordbahntrasse“, meint Tagungsteilnehmer Heiner Schote.
Zwischen all dem Lob gab es natürlich auch Kritikpunkte. Was in Elberfeld bei der Anbindung vom Bahnhof in die City gut geklappt hat, sei in Barmen noch ausbaufähig. Der Weg vom S-Bahnhof oder der Schwebebahnhaltestelle zur Fußgängerzone sei wenig einladend, da die große Kreuzung Alter Markt dazwischenliegt. Auch zur Neugestaltung des Werths hatten die Experten Vorschläge parat. Zum Beispiel sollten mehr Spielgeräte für Kinder aufgestellt werden, um den Werth als Aufenthaltsort für Familien attraktiver zu machen.
Weniger Konkurrenzdenken
Nach eineinhalb Tagen zogen die Teilnehmer ein positives Fazit zum Standort Wuppertal. „Das Bevölkerungswachstum zeigt, dass in Wuppertal die Rahmenbedingungen stimmen und Potenziale bestehen. Sehr große Potenziale sehe ich außerdem im Tourismus, denn Wuppertal hat sehr moderne Hotels, die Nordbahntrasse und tolle Locations wie das Brauhaus in Barmen“, so Markus Wotruba aus München.
Organisiert wurde die Tagung von der Wirtschaftsförderung und der Stadt Wuppertal in Zusammenarbeit mit der ISG Barmen. „Die Tagung war eine gute Chance, den Einzelhandelsexperten aus Theorie und Praxis die Entwicklungen hier vor Ort zu zeigen. Und natürlich auch, um direkt ein Feedback zu bekommen, wie Spezialisten von außen die Stadt wahrnehmen“, so Dr. Marco Trienes von der Wirtschaftsförderung. Und für die Experten steht fest, dass es eigentlich gar keinen Konkurrenzkampf zwischen Elberfeld und Barmen geben sollte. Denn die Bipolarität in Wuppertal sei gar nicht so ungewöhnlich für große Städte. Viele Orte würden über eine City und weitere große Einzelhandelsstandorte verfügen. Barmen habe mit seinen mehr als 130.000 Einwohner in den östlichen Stadtbezirken, der guten Verkehrsanbindung und den städtebaulichen Möglichkeiten, gute Voraussetzungen, um ein bedeutendes Bezirkszentrum zu sein.
Meldung der Wirtschaftsförderung Wuppertal