Durchaus kontrovers wird das Geschehen um die Besetzung des Kämmererpostens der Stadt Wuppertal von den im Rat vertretenen Parteien beurteilt. Am krassesten die Vermutung der Freien Wähler: „Die neue Stelle wird wohl deshalb benötigt, um der FDP ebenfalls einen Dezernenten zuzuschustern.“ Sie weisen darauf hin, dass „pfleglicher Umgang mit den Stadtfinanzen“ anders aussehe, besonders da noch ein ehemaliger Dezernent (gemeint ist Panagiotis Paschalis) auf der Gehaltsliste stehe.
Grüne: Qualifikation nicht Parteibuch soll entscheiden
Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stellt deren Vorsitzender Paul Yves Ramette dagegen nach Lob für die „außerordentlichen Leistungen des Stadtkämmerers“ fest: „Für die Zukunft setzen wir uns für eine moderne Aufstellung der Verwaltung ein, Personal und Finanzen müssen in getrennten Dezernaten angesiedelt werden. Wir bevorzugen als Nachfolger*in eine Person, die sich durch ihre fachliche Befähigung qualifiziert und nicht alleine durch ein Parteibuch.“
Bedauern bei der CDU
Die CDU-Fraktion bedauert ausdrücklich, dass „ihr“ Dezernent in den Ruhestand gehen muss. Die von OB Schneidewind ursprünglich vorgeschlagene Amtszeitverlängerung, um die schwierige Situation mit ihm zusammen besser meistern zu können, sei nun aufgrund der Entscheidung der Kommunalaufsicht nicht mehr möglich. „Sobald wir die Begründung der Kommunalaufsicht in Händen halten, werden wir sie bewerten und über die weitere Vorgehensweise beraten“, sagt die Fraktionsvorsitzende der CDU, Caroline Lünenschloss.
„Wuppertaler Modell“
Die Freien Wähler rechnen damit, dass bei der Neubesetzung der Dezernentenstelle wieder „das Wuppertaler Modell, Dezernenten nach Parteibuch auszuwählen“ zum Tragen kommen wird. Sdazu haben sie ihre eigene Meinung. „(Das ist) das Gegenteil der Bestenauslese. Aber gerade jetzt, wo die Coronapandemie und auch die Ukrainekrise den Haushalt zusätzlich belasten, Steuereinnahmen kaum seriös geschätzt werden können und das Investitionsprogramm des GMW (Anm. d. Red.: Gebäudemanagement Wuppertal) immer noch nicht im Verwaltungsvorstand abgestimmt ist, braucht Wuppertal verlässliche Strukturen. Statt aber nun wenigstens umgehend die Nachfolgesuche zu starten, befassen sich CDU, Grüne und FDP lieber damit, untereinander auszuklüngeln, welche Partei welchen Dezernatsposten besetzen soll.“
- Von den übrigen im Rat vertretenen Parteien sind zum Thema Slawig-Abgang (bisher) keine Äußerungen bekannt geworden.