Ein Kommentar von Manfred Alberti
Vor knapp einem Jahr habe ich hier in einem Bericht über das von der Stadt bestellte Rechtsgutachten zur Bundesgartenschau 2031 geschrieben, dass dieses Rechtsgutachten auf die Zeitproblematik hingewiesen habe: Nach der Aufstellung der Bauleitplanung für die Brücke müsse man mit Einwendungen rechnen, deren juristische Aufarbeitung angesichts von „Fragestellungen von grundsätzlicher Bedeutung“ bestimmt zwei Instanzen à zwei Jahre, also vier Jahre, dauern würde. Nun hat der Stadtrat diese Ausarbeitung der Bauleitplanung für die BUGA – Brücke bis zum 2. Quartal 2027 beschlossen. Der dabei veröffentlichte Zeitplan sieht erstaunlicherweise keinerlei Zeitraum für Einwendungen vor.
Damit sollte realistisch gesehen die Brücke gestorben sein. Denn sowohl die betroffenen Anwohner als auch die nur wenige hundert Meter entfernte Firma BAYER als auch die Umweltverbände können offiziell Einwendungen erheben. Und dass alle Betroffenen darauf verzichten würden, dürfte nicht denkbar sein.
Da das natürlich auch die Behörden und die Politiker wissen, muss man sich fragen, wieso überhaupt noch die Brückenplanung weiterverfolgt wird. Eine BUGA könnte es nach den Verträgen mit der BUGA-Gesellschaft in Bonn auch ohne Brücke geben. Aber wäre die BUGA im Tescher Loch mit einem überlasteten ZOO-Areal wirklich für Besucher attraktiv genug ohne das Highlight der Brücke?
Problematisch ist auch eine andere Brückenplanung: Bei Brücken über eine Bahnstrecke muss man, wie an der Kirchhofstraße in Sonnborn, mit einer Planungs- und Bauzeit von mindestens zehn Jahren rechnen. Der Bau der für die Menschenmassen in Vohwinkel notwendigen Brücke vom Lokschuppengelände über die Bahn zur Schwebebahnstation Bruch wäre also bis zur BUGA völlig unmöglich. Ganz abgesehen davon, ob die Bahn überhaupt bereit wäre, ihre sehr raren Baukapazitäten für eine Brücke zur Verfügung zu stellen, die nach einem halben Jahr wieder abgerissen wird, weil sie nach der BUGA 31 völlig überflüssig in der Gegend herumstehen würde.
Wuppertal braucht dringend eine Diskussion darüber, ob nicht so bald wie möglich alle Vorbereitungen für die BUGA abgebrochen werden sollten, da eine erfolgreiche BUGA 2031 nicht möglich ist. Die größte Partei in Wuppertal, die CDU, hat sich nun auch von der BUGA abgewandt: „Lieber ein Ende mit Schrecken…“Der Stadtrat sollte u.a. wegen vieler unlösbarer Probleme, wegen der fehlenden Parkplätze und wegen des unvermeidlichen Verkehrschaos in Sonnborn und Vohwinkel bald wie Rostock 2022 entscheiden, die BUGA 2031 abzusagen, bevor weiter riesige Geldsummen nutzlos ausgegeben werden für Gutachten, für den Kauf von Häusern in der Nützenberger Straße, für den Kauf des BUGA-Geländes im Tescher Loch und für die Anwerbung neuer BUGA-Mitarbeiter.
Die sehr sinnvolle Seilbahn vom Zoo-Parkplatz bis zur Löwenwiese könnte auch ohne BUGA angesichts der eingesparten Gelder gebaut werden. Und auch für weitere sinnvolle Projekte in der ganzen Stadt hätte man dann genügend Geld, wenn Wuppertal nicht mit 70 Millionen €, vermutlich inzwischen mehr als 100 Mio. €, das Jahresfest der Grünen Branche finanzieren würde. Wuppertal hätte davon sehr wenig, vermutlich sogar eher riesigen Ärger enttäuschter Besucher, die sich wehmütig an andere faszinierende Bundesgartenschauen erinnern. Mit einhundert Millionen € könnte man in Wuppertal sehr viel Sinnvolles bewegen, was vielen Bürgern mehr helfen würde als eine dann auch im Eintritt sehr teure Bundesgartenschau 2031, deren Besuch sich viele nicht leisten können.
Manfred Alberti
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