Allgemein sinkt die Anzahl der in Deutschland als überschuldet geltenden Privatpersonen leicht. Am 01.10.2019 lag die Rate bei 10 Prozent, was bedeutet, dass insgesamt 10.000 Personen weniger überschuldet waren. Dabei zeigt sich, dass sich die Zahlen im Osten Deutschlands verbessern, nicht jedoch im Westen. Das beweist auch das Beispiel Wuppertal. Zwar liegt die Quote mit 18,17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein wenig niedriger, dennoch leben in Wuppertal verhältnismäßig viele überschuldete Bürger. Dieser Beitrag schaut sich das einmal an und erklärt, was sich bei der Überschuldung machen lässt.
Wuppertal in besonderem Maß betroffen
Wuppertal bleibt laut des SchuldenAtlas konstant auf einem negativ hohen Niveau. Zuletzt stand im Jahr 2015 eine Quote von unter 18 Prozent in den Statistiken. Aber was heißt das?
- Top 10 – Wuppertal gehört zu den zehn Städten mit der höchsten Überschuldungsrate. Andere Städte sind Wilhelmshaven, Wiesbaden, Mönchengladbach und Bremerhaven.
- Gründe – sie sind vielschichtig. Die hohen Mieten, die in Teilen Wuppertals aufgerufen werden, zählen mit hinein. Doch steigt auch die Altersarmut deutlich an, was sich gewiss auf die Überschuldung einzelner Haushalte auswirkt.
Für einzelne betroffene Personen sind die Hintergründe vermutlich relativ unerheblich, da nur ihre eigene Situation zählt. Sicher ist jedoch, dass die Überschuldung nicht mehr grundsätzlich mit dem Leben über die eigenen Verhältnisse zusammenhängt, sondern dass äußere Einflüsse eine stets größere Rolle spielen. Gerade die Armut im Alter trifft viele Menschen hart.
Überschuldung verhindern: Diese Möglichkeiten gibt es
Genau definiert liegt eine Überschuldung vor, sobald die Verbindlichkeiten das Vermögen einer Person übersteigen. Anders ausgedrückt gilt, sobald die Verbindlichkeiten nicht mehr bedient werden können und kein Vermögen in der Hinterhand ist, beginnt die Überschuldung.
Jetzt ließe sich leicht sagen, dass man doch nur die Kosten im Blick halten muss. Das stimmt, doch geht mit der Gefahr zumeist eine psychische Schockstarre einher. Betroffene wissen um ihre Probleme, doch die Furcht, diese nicht bewältigen zu können, lähmt sie und führt nicht selten dazu, dass Post gar nicht mehr geöffnet wird. Das ist natürlich der absolut falsche Weg. Es gilt das Sprichwort, dass sprechenden Menschen geholfen werden kann – und wer rechtzeitig agiert, der kann mitunter die Überschuldung abwenden. Doch welche Möglichkeiten bestehen?
- Übersicht verschaffen – das ist immer der erste Schritt. Die Übersicht ist wichtig, damit Gesamtsumme je Gläubiger, bestehende Ratenzahlungen und andere Verbindlichkeiten begutachtet werden können.
- Umschuldungen – bei der Umschuldung wird ein Kredit aufgenommen und mit der Summe Verpflichtungen getilgt. Besonders häufig kommen Umschuldungen bei bestehenden anderen Krediten vor. Diese werden abgelöst und da der neue Kredit günstigere Konditionen hat, wird allgemein weniger monatlich bezahlt. Die Umschuldungskredite können aber auch zum Ablösen anderer Verbindlichkeiten genutzt werden. Das Prinzip bleibt bestehen: Statt mehrerer monatlicher Raten oder Zahlungen wird nur noch die Kreditrate getilgt.
- Verhandlungen – zudem empfiehlt es sich, selbst aktiv zu werden und auf Gläubiger zuzugehen. Wer mit offenen Karten spielt, sich klärungsbereit zeigt, der kann häufig Stundungen oder Ratenzahlungen vereinbaren, die sogleich die monatlichen Finanzen entlasten.
- Hilfe holen – es muss nicht immer professionell sein, teilweise reicht auch ein zweiter Blick. Mit einem Helfer lassen sich Unterlagen wesentlich besser sortieren, zudem fallen Unbeteiligten oft Lösungen ein, für die man selbst keinen Blick mehr hat.
Alternativ kann die Schuldnerberatung helfen. Professionelle Stellen helfen bei der Lösungsfindung. Betroffene sollten aber genau hinschauen und nur geprüfte Stellen wählen. Leider gibt es insbesondere rund um dieses Thema schwarze Schafe.
Übrigens bieten auch Kirchen, Wohlfahrtsverbände und andere Institutionen die erste Schuldnerberatung an.
Was tun bei Überschuldung?
Steht die Überschuldung fest, so ist die professionelle Hilfe notwendig. Nur sie kann beispielsweise die Privatinsolvenz einleiten, zudem sind Profis schlichtweg erfolgreicher, wenn sie bei Gläubigern vorsprechen und Vergleiche aushandeln. Trotzdem kommt es auch auf den Schuldner an:
- Kosten einsparen – es sollte geprüft werden, ob Kosten eingespart werden können. Mitunter ist der Umzug in eine kleinere Wohnung ratsam. Im kleineren Sinne bietet sich die Kündigung der Kleinverträge an, die beinahe jeder hat: Fitnessstudio, Sportverein, vielleicht noch ein Zeitungsabo. Auch Versicherungsverträge, die schon lange nicht mehr kontrolliert und verglichen wurden, bieten ein Einsparpotenzial.
- Einnahmen erhöhen – selbst während der Insolvenz ist der Schuldner verpflichtet, seinen Beitrag zur Schuldentilgung zu leisten. Ist es möglich, eventuell noch einen Nebenjob anzunehmen oder die monatlichen Einnahmen anderweitig zu steigern?
Selbstverständlich dürfen auch keine neuen Verpflichtungen hinzukommen. Der Kauf von Waren muss auf das notwendige Maß zurückgeschraubt werden. Insbesondere Ratenkäufe sind während der Überschuldung und Insolvenz nicht angeraten, denn sie könnten als vorsätzlicher Betrug angesehen werden. Wer weiß, dass er eine Ware nicht wird bezahlen können, sie aber dennoch kauft, der kann vom Händler angezeigt werden.
Grundsätzlich gilt die Privatinsolvenz als eine sinnvolle Lösung, doch darf sie nicht als leichten Weg missverstanden werden. Wenngleich während der Zeit keine Vollstreckungen der alten Lasten mehr stattfinden, so können neue Schulden weiterhin vollstreckt werden. Auch hinterlässt die Privatinsolvenz einen Eintrag in der SCHUFA, der erst nach Ablauf der Frist nach der Wohlverhaltensphase gelöscht wird.
Fazit – möglichst rechtzeitig handeln
Die wirkliche Überschuldung lässt sich durch rechtzeitiges Handeln oft abwenden. Dazu ist aber Aufwand nötig, denn die Verpflichtungen und Schulden müssen sorgsam sortiert und aufgelistet werden. Erst, wenn die Situation entschlüsselt wurde, machen Umschuldungskredite zur Ablösung von Altlasten einen Sinn. Natürlich ist auch bei diesen Krediten auf gute Konditionen zu achten, wobei davon auszugehen ist, dass die persönliche Situation die Zinssätze verschlechtert. Auch aus diesem Grund sollte rechtzeitig gehandelt werden. Sollten sich erst die Einträge in der SCHUFA summieren und sich die Bonität verschlechtern, wird es mit den Umschuldungskrediten schwierig. Grundsätzlich sollten sich Betroffene Hilfe mit ins Boot holen. Das dürfen Freunde oder Verwandte sein, wird gemeinsam keine Lösung gefunden, hilft nur noch der Gang zur professionellen Schuldnerberatung.