„Barmen hatte einstmals das größte Planetarium der Welt, wenn auch nur für fünf Tage“, weiß Sabrina Engert, Geschichtsstudentin der Bergischen Uni. Fasziniert von der Historie des Barmer Planetariums, über das es kaum Literatur gibt, widmete sie ihre Bachelorarbeit diesem Thema.
Im Oktober 1924 hatte die Stadtverordnetenversammlung den Bau eines Planetariums beschlossen, es wurde binnen Jahresfrist oberhalb der Barmer Anlagen gegenüber der alten Stadthalle gebaut. Das erste optische Planetarium gab es zwar bereits in München, das erste Großplanetarium jedoch war das in Barmen. Die Kosten für den Bau: 350.000 Reichsmark.
„Die Kuppel in München ist wesentlich kleiner, hat einen Durchmesser von ungefähr 15 Metern und war kein eigenständiger Bau, sondern im Museumsgebäude integriert“, erklärt Engert. Das Barmer Planetarium hingegen war ein freistehender Bau mit einer Kuppel von etwa 25 Metern Durchmesser und 15 Metern Höhe, im Inneren fanden circa 600 Menschen Platz.
Es gab regelmäßige Veranstaltungen, doch Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und nationalsozialistische Einflussnahme beendeten die Erfolgsgeschichte schnell, schon 1931 wurde der reguläre Spielplan eingestellt. Welche Gründe genau zum Niedergang des Planetariums führten, sei letztendlich nicht beantwortbar, sagt Engert.
Fünf Tage nach der Barmer Eröffnung wurde ein Planetarium in Düsseldorf eingeweiht, dessen Kuppel im Durchmesser vier Meter größer war: „Durch die geringe Distanz zwischen Wuppertal und Düsseldorf verlor Wuppertal nicht nur seine Exklusivität, sondern auch einen großen Teil des Einzugsgebiets. Personen aus Erkrath oder Solingen bspw. konnten sich dann zwischen Wuppertal und Düsseldorf entscheiden, welches auf einmal das größere Planetarium präsentierte.“
Ende Mai 1943 wurde Barmen bei einen Luftangriff zu 80 Prozent zerstört, über 3700 Tote waren zu beklagen. Der Schaden am Planetarium war vergleichsweise gering: ein rund ein Meter langer Riss in der Kuppel. „Das war eigentlich kein großer Schaden“, berichtet Engert, „aber Teile des Tals waren komplett zerstört, es gab unglaublich viele Tote und Verletzte. Die Priorität lag einfach nicht auf dem Planetarium.“ Die Nässe, die durch den Riss ins Gebäude drang, machte es instabil, sodass es abgerissen wurde.
Heute erinnert nichts mehr an das einst größte Planetarium der Welt, selbst Berichte über die Geschichte der Zeiss-Planetarien erwähnen es nicht: „Ich finde, da sollte das erste Großplanetarium der Welt schon einen Platz haben, immerhin hat Wuppertal bzw. Barmen einiges an kulturellem Gut zu bieten. Das darf nur nicht vergessen werden. Deshalb war das Thema auch so interessant für mich, weil ich es kaum glauben konnte, dass es so wenig über das Barmer Planetarium gibt“, so Engert abschließend.
Das größte Planetarium der Welt stand einst in Barmen
{{count}} Kommentare aus unserer App. Hier kostenlos downloaden.
{{comment.user.name}}
{{comment.text}}