Die Bezirksvertretung Heckinghausen entscheidet am Dienstag (18. August) darüber, wie die bisherige Mohrenstraße künftig heißen soll. CDU, Bündnis 90/Die Grünen und die Freien Wähler hatten dies beantragt. Es passt in eine Zeit, wo „political correctness“ sehr hoch gehangen wird – wie auch die traditionelle „Zigeunersauce“ vom Hersteller Knorr bald als „Paprikasauce Ungarische Art“ im Ladenregal zu finden sein soll und es Mohrenköpfe und Negerküsse schon lange nicht mehr gibt.
Die Begründung der Antragsteller: „Bundesweit sind die Mohrenstraßen in verschiedenen Städten im Zusammenhang mit der Diskussion um latenten und offenen Rassismus in Deutschland thematisiert worden. Unbestreitbar ist die Deutung der Bezeichnung ,Mohr‘ als eine Charakterisierung einer Gruppe von Menschen anhand ihrer Hautfarbe. Dies entspricht nicht unserem Menschenbild.“ Ob allerdings die vorgeschlagene Umbenennung in „Am Gaskessel“ oder „Zum Gaskessel“ – zumindest was das Gas im Namen betrifft – so völlig unbelastet ist?
Unvoreingenommen gehen mit dem Begriff „Mohr“ (laut Wikipedia „eine veraltete deutschsprachige Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe“) die Menschen in Bamberg um. Das dortige „Mohren Haus“, ist seit 1637 unter diesem Namen bekannt und wird von der Figur eines Mohrenkönigs geziert. Inmitten des UNESCO-Weltkulturerbes gelegen, ist das Mohren Haus seit über 30 Jahren ein Ladengeschäft für außergewöhnliche Dinge und eine Institution der Stadt und weit darüber hinaus.
In der auch im Fränkischen geführten Umbenennungsdiskussion hat sich Helmut Glück, von 1991 bis 2015 Professor für Deutsche Sprachwissenschaft und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Bamberg, für die Beibehaltung des Namens positioniert. Glück gehört dem Vorstand der Stiftung Deutsche Sprache an und ist außerdem Vorsitzender der Jury für den Kulturpreis Deutsche Sprache.
Der emeritierte Professor weist darauf hin, dass das Wort „Mohr“ schon im Althochdeutschen belegt ist als Entlehnung aus dem Lateinischen, wo „maurus“ einen Bewohner Nordwestafrikas bezeichnet, einen Mauren. Das Wort, so Glück, finde sich auch in anderen Sprachen, zum Beispiel „moor“ im Niederländischen und im Englischen, „moro“ im Italienischen und Spanischen (auch als Bezeichnung für eine dunkelrote Orangensorte), „more“ im Französischen. Mohr, sagt Glück, sei schlichtweg eine Bezeichnung für einen dunkelhäutigen Menschen.
Daraus jetzt einen abwertenden Charakter herzuleiten, scheint in der Tat absurd. Dies umso mehr, als es in Deutschland allein fast 51.000-mal den Familiennamen Mohr gibt (Quelle: forebears.io). Er liegt damit auf Rang 131 aller Familiennamen in unserem Land. Und von seinen Trägern ist keiner bekannt, der sich um eine Namensänderung bemüht.