Im Missbrauchsprozess am Kölner Landgericht gegen den ehemaligen katholischen Priester Ue., der als Krankenhausseelsorger in Wuppertal tätig war, hat in der letzten Woche erstmalig ein Bischof als Zeuge aussagen müssen:
Stefan Heße, der seit 2015 der Erzbischof von Hamburg ist, war während der Zeit des Mißbrauchs in Köln Leiter der Personalabteilung und später als Generalvikar der zweitmächtigste Mann im Bistum. In seiner Funktion als Personalchef war er mit genau jenem Fall betraut, um den es nun bereits seit 17 Verhandlungstagen in Köln geht.
Dem 70jährigen Priester Ue. wird vorgeworfen, sich vom Sommer 1993 bis Ende 1999 an seinen drei damals zwischen sieben und dreizehn Jahre alten Nichten vergangen zu haben. Die Staatsanwaltschaft benannte am ersten Prozesstag insgesamt 31 Taten, darunter auch drei des schweren sexuellen Missbrauchs. Die Frage, die das Gericht nun stellt ist, ob die Kirche mehr hätte tun können, um Kinder zu schützen.
Wie der WDR berichtete, war kurz vor Prozessbeginn am 23. November letzten Jahres bekannt geworden, dass eine weitere Frau als Nebenklägerin auftreten werde, der jüngste Vorwurf stammt aus dem Jahr 2011. Zu diesem Zeitpunkt waren die Vorwürfe der Nichten von Ue. sowohl der Staatsanwaltschaft wie auch dem Erzbistum Köln bereits bekannt. Die Staatsanwaltschaft hatte jedoch das Verfahren eingestellt, da die Nichten des Priesters nicht vor Gericht aussagen wollten.
Der Vorsitzende Richter, Christoph Kaufmann, machte deutlich, dass das Erzbistum Köln danach nicht versucht hatte, den Fall weiter aufzuklären, womit die Verantwortlichen auch gegen Kirchenrecht verstiessen, denn es hätte eine Meldung nach Rom erfolgen müssen – diese erfolgte allerdings erst Jahre später.