Mehr als 240 Politiker, darunter auch der Wuppertaler Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, haben gemeinsam mit zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Religion und Gesellschaft Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD in einem offenen Brief zu mehr Engagement im Klimaschutz aufgefordert. „Je länger wir zögern, desto drastischer sind die Konsequenzen unseres Abwartens. Jetzt zu handeln, ist unsere Pflicht“, heißt es in dem Schreiben, das nun zur offenen Online-Mitzeichnung vorliegt. „Wir gehören zur letzten Generation, die aufhalten kann, was uns droht: der globale Verlust unserer Kontrolle über die menschengemachte Klimakrise“ und weiter „Klima ist kein ‚Thema‘. Klima ist eine parteiübergreifende, staatstragende und historisch beispiellose Aufgabe“. Für diesen gewaltigen Umbau sei es wichtig, „jetzt enorm an Tempo zulegen“, so die Autoren.
Es gehe um die Umzustellung der Energieversorgung, Gebäudedämmung, Mobilität ohne fossile Brennstoffe und um Energiesparen: „Sofortiges, umfassendes, entschlossenes Handeln ist erforderlich. Dieses Handeln möchten wir als Unterzeichnerinnen und Unterzeichner von Ihnen als politisch Verantwortliche sehen“, denn „Klima ist eine historisch beispiellose Aufgabe“.
Unterzeichnet haben den Brief unter anderem Heinrich Strößenreuther, Vorstand der Klimaunion, der Konstanzer Oberbürgermeister Ulrich Burchardt, Ex-Umweltstaatssekretär Jürgen Becker und der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz. Von den Grünen seien neben Schneidewind weitere Stadtoberhäupter wie Katja Dörner (Bonn), Belit Onay (Hannover) und Stefan Fassbinder aus Greifswald vertreten. Auch mehrere Politiker von der SPD und der Linkspartei, prominente Umweltschützer und die Energieexpertin Claudia Kemfert schlossen sich an.
Letztere übte scharfe Kritik an der Klimapolitik von Scholz, für sie ist er der Klima-Katastrophen-Kanzler. Hochproblematisch findet sie die Aufweichung der Klimaziele für einzelne Bereiche und dass es keine Verkehrswende gebe. Bei 144 beschleunigten Autobahnprojekten, auf die sich SPD, Grüne und FDP vergangene Woche im Koalitionsausschuss zum Klimaschutz verständigt hatten, nütze es nichts, Solarpanels danebenzubauen: „Ein Salatblatt im Burger ist ja auch keine Ernährungsumstellung“, so Kemfert.