Die erste Stellungnahme der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) zum Schwebebahn-Desaster liegt vor. Darin wird bestätigt, dass Wuppertals Wahrzeichen nach den Sommerferien 2020, also ab August, nur noch samstags und sonntags. Von Montag bis Freitag bieten die WSW einen Ersatzverkehr mit Bussen an. Dauer dieser Einschränkung voraussichtlich bis Sommer 2021.
Grund, so die Pressemitteilung, seien „neue technische Probleme an den Schwebebahn-Fahrzeugen“. Die zwängen die WSW nun zum Handeln. Ein seit April auftretender atypischer Verschleiß der Räder hat Schäden am Gerüst zur Folge gehabt. Dies wurde bei umfangreichen Inspektionen des Gerüsts im Juni festgestellt.
„Wir müssen zum Schutz des Gerüsts den Fahrbetrieb umfassend einschränken.“
(Ulrich Jaeger, Geschäftsführer WSW mobil)
„Vor diesem Hintergrund ist die Aufrechterhaltung des regulären Fahrplans nicht mehr möglich“, sagt Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW mobil GmbH. Insgesamt umfasst die Fehlerliste der neuen Fahrzeuge fast 200 technisch unterschiedliche Einträge. Das hat zur Folge, dass am Ende der Sommerferien nicht mehr ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung stehen. „Während der Ferien können wir nur noch einen Sechs-Minuten-Takt fahren, danach müssen wir zum Schutz des Gerüsts den Fahrbetrieb umfassend einschränken“, sagt Ulrich Jaeger.
Die Einschränkung erfolgt, um die durch die mangelhaften Radreifen beschädigten Schienen nicht völlig zu zerstören. In der verkehrsfreien Zeiten unter der Woche werden die Schienen abgeschliffen. So könne der Schaden behoben werden, meint Jaeger.
„Nach einem vierjährigen Leidensweg sehen wir keine andere Möglichkeit mehr.“
(Dietmar Bell, WSW-Aufsichtsrats-Chef zur Klage gegen den Fahrzeughersteller)
Die Mängel werden nun auch juristische Konsequenzen haben. Die WSW bereiten gegen den Hersteller der aktuellen Schwebebahn-Baureihe, den Düsseldorfer Fahrzeug-Hersteller Kiepe Electric, eine Klage wegen Schlechterfüllung und Schadensersatz vor. „Die Klage ist das letzte Mittel, aber nach einem vierjährigen Leidensweg für uns und unsere Fahrgäste sehen wir keine andere Möglichkeit mehr“, sagt WSW-Aufsichtsratsvorsitzender Dietmar Bell.
Dem Hersteller seien alle Mängel angezeigt worden, und die WSW hätten versucht, mit Kiepe einvernehmlich Lösungen zu finden. Bell sieht keine Handlungsalternative: „Der Klageweg ist nicht risikolos, aber wir haben eine Verantwortung für Wuppertal.“ Das Wuppertaler Wahrzeichen dürfe nicht wegen technischer Probleme mit nur 40 km/h durchs Tal schleichen. Bei der Schadensersatzforderung geht es nicht nur um Einnahmeverluste durch Betriebsausfälle, sondern auch um erhöhten Aufwand für Reparaturen, Umbauten und Ersatzteile, Kosten für Gutachten und Materialuntersuchungen und Folgekosten durch Schäden am Gerüst.
Interne Prozesse werden überprüft
Selbstkritik wird deutlich an der angekündigten Überprüfung interner Prozesse. Dafür haben die WSW ein Kompetenz-Team unter Leitung ihres Vorstandsvorsitzenden Markus Hilkenbach und WSW mobil-Geschäftsführer Ulrich Jaeger gebildet. Auch externe Berater werden eingeschaltet. Ziel ist es, die Prozesse in Betrieb und Werkstätten so zu optimieren, dass auftauchende Probleme schneller erkannt und gelöst werden. „Wir werden und müssen auch unsere eigene Arbeit einer vollständigen externen Prüfung unterziehen“, so Hilkenbach, „Die Schwebebahn ist für Wuppertal unverzichtbar. Unsere Aufgabe ist es, aus dem Mängelmodell wieder das Wahrzeichen der Stadt zu machen, auf das die Wuppertaler stolz sein können.“