Selten hat es im Freibad Neuenhof eine Situation wie am gestrigen Montagabend (17. Oktober) gegeben. Ab 17 Uhr standen deutlich mehr Vereinsmitglieder am Beckenrand als im Wasser Schwimmer ihre Bahnen zogen. Der Grund: Ein Abschiedstreffen der Neuenhof-Schwimmer, die ab sofort und auf unabsehbare Zeit auf ihre sportliche Betätigung am Neuenhof verzichten müssen: Das Bad ist von der Wärmezufuhr durch die AWG abgekoppelt und seit 21.30 Uhr geschlossen.
Wie berichtet hat die AWG entschieden die bisher an das Bad gelieferte Wärme „anderweitig“ zu verwenden. Das war auf heftige Kritik bei vielen der immerhin 2.900 Vereinsmitglieder gestoßen, von denen zuletzt 900 unter den insgesamt 1.300 Winterschwimmern waren.
Würstchen von der Tauchschule
Das Abschiedstreffen, als private „Trauerfeier“ organisiert von engagierten Mitgliedern und der vor Ort beheimateten Tauchschule, die den Grill anwarf und gesponserte Würstchen gegen eine Spende abgab, sollte unter anderem dem Vereinsvorstand (der sich für viele unverständlich nicht hat blicken lassen, aber einen Sicherheitsdienst engagiert hatte) und auch der benachbarten AWG verdeutlichen, dass der erzwungene Verzicht auf soziale und gesundheitliche Aspekte, die das Schwimmen unter freiem Himmel auch im Winter bietet, für sie schwer wiegen würde.
Bei vielen Gesprächen untereinander und dem Versprechen Kontakt zu halten, fiel es einigen der Teilnehmenden schwer, ihre Tränen zu unterdrücken. Der Wiederbeginn des Schwimmens am Neuenhof steht derweil in den Sternen. Auch der geschäftsführende Vorstand ist nicht sicher, dass Anfang Mai, wenn traditionell die Sommersaison beginnt, wieder Fernwärme von der AWG geliefert wird. Eine Zusage gebe es jedenfalls nicht, so Vorsitzender Mischa Göke.
Kinder und Jugendliche erneut betroffen
Nicht nur für Senioren-, Hobby- und Leistungsschwimmer, sondern vor allem für Kinder und Jugendliche ist die Schließung des Bades dramatisch. Schon wegen der Corona-Pandemie haben viele Kinder auf die Schwimmausbildung verzichten müssen. Jetzt wiederholt sich dies in der Energiekrise.