Am Dienstag (21. Juli) genau vor 70 Jahren fuhr ein Elefant mit der Schwebebahn. Der Ausgang der Geschichte ist wohl bekannt und millionenfach erzählt: Der Zirkus-Dickhäuter, „Tuffi“ getauft, randalierte, durchbrach die Wagenwand und sprang in die Wupper. Das geschah kurz vor der Adlerbrücke in Höhe des heutigen Akzenta-Getränkemarktes.
Zwar hat die Stadt keinerlei Feierlichkeiten oder Gedenkstunden für dieses Ereignis, das weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatte, vorgesehen, aber vielleicht treffen sich ja ein paar Tuffi-Fans um 10.30 Uhr an der Absturzstelle. Das war exakt die Zeit, als der Zwischenfall vor 70 Jahren passiert ist.
Vier Tickets für einen Elefanten
Ein Elefant, wenn auch erst rund vier Jahre alt, in der Schwebebahn? Ja, nach langem Hin und Her hatten die Behörden der Fahrt zugestimmt. Für Tuffi, der an Menschen gewöhnt war und schon in mehreren Städten Werbefahrten mit der Straßenbahn unfallfrei absolviert hatte, musste der Zirkus Althoff sogar der Überlieferung nach vier Fahrkarten kaufen.
Doch das Gedränge mit zahlreichen Journalisten in der engen Schwebebahn, das Quietschen der Räder in einer Kurve, das war Tuffi nicht gewöhnt. Den zehn Meter tiefen Fall in die seichte Wupper überstand der indische Elefant bis auf ein paar Schrammen unverletzt. Ein Fotodokument von dem Sturz gibt es nicht. Es waren zwar zahlreiche Journalisten mit an Bord, darunter auch eine Reihe Fotografen, doch im entscheidenden Moment hatte niemand auf den Auslöser gedrückt. So ist eine Fotomontage das einzige Bild, das existiert und noch heute in Wuppertal als Postkarte verkauft wird.
„Die Schwebebahn ist als Transportmittel für Elefanten ungeeignet.“
(Aus der Begründung des Gerichts, das Zirkus und Stadtwerke-Mitarbeiter verurteilte)
Unter den Menschen im Waggon gab es einige Verletzte. Deshalb mussten sich Zirkusdirektor Franz Althoff und der verantwortliche Leiter der Verkehrsabteilung der Wuppertaler Stadtwerke vor Gericht wegen „fahrlässiger Transportgefährdung und fahrlässiger Körperverletzung“ verantworten und wurden zu einer Geldstrafe von je 450 Mark verurteilt. „Die Schwebebahn ist als Transportmittel für Elefanten ungeeignet“, hieß es in der Urteilsbegründung.
Tuffi überlebte nicht nur den Sturz, sondern auch das Ende des Zirkus Althoff im Jahre 1968. Sie wurde an den französischen Cirque Alexis Gruss nach Paris verkauft. Dort lebte sie, bis sie 1989 verstarb.