Als „pädophiler Serientäter“ ist ein katholischer Priester zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Landgericht Köln sprach den 70-Jährigen am Freitag laut einer dpa-Meldung in 110 Fällen schuldig, von 1993 bis 2018 neun Mädchen in Gummersbach, Wuppertal und Zülpich teils schwer sexuell missbraucht zu haben. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Alle Opfer leiden nach Angaben des Gerichts unter „katastrophalen Folgen“ wie Depressionen, Angstpsychosen, Magersucht, wiederkehrenden Alpträumen und Schuldgefühlen. Der Pfarrer sei als „eine Art Repräsentant Gottes auf Erden“ aufgetreten, habe in Wahrheit aber in „40 Jahren aktiven Missbrauchs“ Taten verübt, die schlicht „unfassbar“ seien, sagte der Vorsitzende Richter Christoph Kaufmann. Das jüngste Opfer war ein neun Jahre alten Mädchen.
Der Pfarrer muss drei Nebenklägerinnen Schmerzensgeld in Höhe von 5000,-, 10.000,- und 35.000,- Euro zahlen. Er hatte die Kinder zum Geschlechtsverkehr, zu Oralsex und zu vielen anderen sexuellen Handlungen gezwungen, die Kaufmann mit Begriffen wie „fürchterlich“, „ekelhaft“ und „verstörend“ beschrieb. Die Staatsanwaltschaft hatte 13 Jahre Haft gegen ihn gefordert, die Verteidigung maximal acht Jahre.
Der Priester, der vor einiger Zeit noch Gläubigen die Beichte abnahm, zeigte vor Gericht keinerlei Regung. Der frühere Wuppertaler Seelsorger weise einen „besorgniserregenden Empathiemangel“ und hohe „kriminelle Energie“ auf, so das Gericht. Während des Prozesses hatten sich weitere Opfer gemeldet und zu Aussagen bewegen lassen. Diese seien „die Heldinnen dieses Verfahrens“ und verdienten größten Respekt, sagte Kaufmann. Der Pfarrer habe ihm immer wieder dreist ins Gesicht gelogen und über seinen Anwalt sogar versucht, eine Zeugenfamilie einzuschüchtern.
Im Hintergrund des Prozesses spielte auch die Frage der Mitverantwortung der Kirche eine Rolle. Einerseits sei die Kirche jahrzehntelang leichtgläubig und passiv gewesen. Kaufmann kritisierte insbesondere den früheren obersten Kirchenrichter von Köln, Günter Assenmacher, der als Zeuge ausgesagt hatte und „völlig antiquierte Vorstellungen“ über sexuellen Missbrauch zum Besten gegeben habe. Andererseits sei es der 2015 eingerichteten Interventionsstelle des Erzbistums Köln für Missbrauch zu verdanken, dass das zuvor eingestellte Ermittlungsverfahren gegen den Pfarrer wieder aufgenommen worden sei.
Wuppertaler Ex-Seelsorger: Zwölf Jahre Haft wegen Kindesmissbrauchs
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