Wie der Weiße Ring vor den Weihnachtsfeiertagen meldete, ist die traurige Vermutung nun Gewissheit. Seit Beginn der Pandemie gibt es deutlich mehr häusliche Gewalt, also in Partnerschaften und in der Familie, rund 80 Prozent der Opfer sind Frauen.
Nach Einschätzungen des Weißen Rings ist die Zahl der Fälle sogar gestiegen: „Bei häuslicher Gewalt haben wir 2020 ein Plus von etwa zehn Prozent zu verzeichnen, seit 2018 sogar um 20 Prozent. Und wir werden wohl in diesem Jahr das Niveau von 2020 wieder erreichen“, so Jörg Ziercke, der Bundesvorsitzende des Weißen Rings und erklärte weiter, „Die Prognose, dass häusliche Gewalt mit der Pandemie und dem Lockdown zunimmt und dass das mit einem Verzögerungseffekt deutlich wird, hat sich bestätigt“.
Jeweils ein paar Wochen nach den Lockdowns in den letzten beiden Jahren seien die Zahlen sprunghaft angestiegen, aber auch die Bereitschaft der Opfer, sich zu melden, habe zugenommen.
Ziercke betonte jedoch, dass dies keine Aufhellung des Dunkelfelds bedeute, denn angesichts „des ständigen Aufeinandersitzens in Lockdown-Phasen“ habe sich die Dunkelziffer vermutlich eher vergrößert – viele Fälle häuslicher Gewalt würden weiterhin nicht erfasst.
Auch der Bergische Weißer Ring sucht Ehrenamtliche für das Opfertelefon, wie der WDR am 21. Dezember in Lokalzeit Bergisches Land berichtete. Für viele Menschen, die einer Straftat zum Opfer gefallen sind, ist der Weiße Ring eine wichtige erste Anlaufstelle für seelische Unterstützung und juristischen Beistand.