Noch vor dem gestrigen „Corona-Gipfel“ zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der Länder hat Michael Wenge, Hauptgeschäftsführer der Bergischen Industrie- und Handelskammer (BIHK), entschieden vor den erwarteten Regelungen gewarnt. Tatsächlich wurde bei dem Gipfel – zunächst befristet für den Monat November – eine komplette Schließung von Gastronomiebetrieben (ausgenommen Lieferung und Abholung mitnahmefähiger Speisen) und Freizeitstätten (wie etwa Theatern, Kinos, Freizeitparks und Sportanlagen) beschlossen.
„Eine komplette Schließung im Gastronomie- und Freizeitsektor kommt einem selektiven Lockdown für diese Branchen gleich und ist aus unserer Sicht unverhältnismäßig. Gleiches gilt für das Verbot privater Übernachtungen in Hotels. Erfreulich ist, dass Schulen und Kindertagesstätten laut der Beschlussvorlage zumindest weiterhin geöffnet bleiben sollen“, erklärte Wenge am Mittwoch (28. Oktober).
„Die Wirtschaft in NRW darf nicht erneut zum Stillstand kommen. Die Reserven sind aufgebraucht.“
(Guido Zakrzewski, Fachpolitischer Sprecher Tourismus der IHK NRW)
Damit stimmt die BIHK in die Kritik der NRW-IHK ein: „Seit Monaten kämpfen die Betriebe, um sich von den Auswirkungen des ersten Lockdowns zu erholen. Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen darf nicht erneut zum Stillstand kommen. Die Reserven sind aufgebraucht“, mahnt Guido Zakrzewski, Fachpolitischer Sprecher Tourismus der IHK NRW.
An den Ursachen ansetzen
Bei aller Sorge aufgrund des zunehmenden Infektionsgeschehens sollte weiter an den Ursachen angesetzt werden. Denn es hat sich gezeigt, dass nicht einzelne Branchen wie die Hotellerie oder Gastronomie als Verursacher ausgemacht werden können. Die Wirtschaft habe flächendeckend sehr verantwortungsvoll reagiert. „Nicht nur hat das Gastgewerbe Erfahrungen im Umgang mit dem Infektionsschutz sammeln können“, betont Michael Wenge, „sondern auch in Außengastronomie und weitere Schutzmaßnahmen investiert.“
Statt das Fehlverhalten Einzelner auf eine gesamte Branche abzuwälzen, müssten gezielte Maßnahmen getroffen werden, so Wenge weiter. Es drohten sonst zahlreiche Insolvenzen.