Mit einem um zehn Zentimeter je Stunde sinkenden Pegelstand der Wupper, um 18.15 Uhr am späten Freitagnachmittag (16. Juli) „nur“ noch 1,10 Meter über Normalstand, entspannt sich die Lage in Wuppertal langsam. Gleichzeitig wird die Dimension der Schäden mit jedem frei gepumpten Gebäude deutlicher.
Alleine der Ersatz der überfluteten Maschinerie und Haustechnik des Opernhauses wird nach erster Einschätzung des Gebäudemanagements eine Dimension von mindestens sechs bis sieben Millionen Euro haben. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Krisenstabsleiter Johannes Slawig haben angesichts dieser Größenordnung die Aussagen von Bund und Land begrüßt, die betroffenen Kommunen mit den Folgen des Jahrhundertereignisses nicht alleine lassen zu wollen.
Städtische Gebäude schwer getroffen
Schwer getroffen im Gebäudebestand der Stadt wurden außerdem unter anderem das Kolkmannhaus, die Volkshochschule Auer Schulstraße, Schauspielhaus und Wuppertaler Hof. Außerdem einige Turn- und Sporthallen. Immerhin: Das Einwohnermeldeamt und die Stadtbibliotheken haben den Betrieb wieder aufgenommen. Das Von der Heydt-Museum öffnet am morgigen Samstag (17. Juli) wieder. Noch am Freitag waren auch diverse städtische Gebäude ohne Strom – darunter die Haspel-Häuser und das Verwaltungsgebäude am Hans-Dietrich-Genscher-Platz.
Pegelstand-Prognose für Montag: unter einem Meter
Nach der Pegelstands-Prognose des Wupperverbandes für Montag (19. Juli) ist ein Absinken auf eine Wasserhöhe unter einem Meter zu erwarten, sodass Untersuchungen von Ufermauern, Schwebebahnfundamenten und Fernwärmeleitung beginnen könnten.
Jede Menge Hilfsbereitschaft
Bei der ersten koordinierten Aktion für freiwillige Helfer kamen am Donnerstagabend (15. Juli) spontan fast 70 Menschen zum Sandsackfüllen beim Technischen Hilfswerk (THW) in Ronsdorf zusammen, sodass der Aufruf der Feuerwehr in den Sozialen Netzwerken schnell gestoppt werden konnte. „Der Wunsch, mit anzupacken und zu helfen ist riesig“, freut sich Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. „Das macht Mut und auch stolz auf diesen Gemeinschaftsgeist der Stadt.“
Feuerwehr bittet um Geduld
Allerdings bittet die Feuerwehr als Koordinierungsstelle für Helfereinsätze noch um ein wenig Geduld. Für viele Aufgaben ist es einfach noch zu früh, denn vor dem Aufräumen muss das Wasser noch weiter zurückgegangen sein, damit sichere Einsätze möglich sind. Geplant ist dann eine „Börse“ für Hilfsangebote und Unterstützungswünsche.
„Es gibt viel Verständnis für die Gesamtsituation und dafür, dass nicht allen gleichzeitig geholfen werden kann.“
Ulrich Zander, Wuppertals Feuerwehr-Chef
Feuerwehr und Hilfsorganisationen arbeiten weiter am Limit. Mit weiteren unterstützenden Einheiten von außen rechnet Feuerwehr-Chef Ulrich Zander aktuell nicht, denn hier müssen die Städte und Regionen Vorrang haben, die noch viel schlimmer vom Hochwasser getroffen wurden als Wuppertal. Zander lobt ausdrücklich die Geduld der allermeisten Bürgerinnen und Bürger, die sich immer noch mit Wassereinbrüchen bei der Leitstelle melden. „Es gibt viel Verständnis für die Gesamtsituation und dafür, dass nicht allen gleichzeitig geholfen werden kann, sondern die Einsätze priorisiert werden müssen.“
Verkehrstechnik läuft wieder weitgehend
Die Reparatur der zahlreichen vom Wasser verursachten Straßenschäden läuft unter Hochdruck. In diesem Bereich konnte Verkehrsdezernent Frank Meyer leichte Entwarnung geben. „Es sind viele kleine und mittlere Schäden, aber Stand jetzt nichts Großes.“ Auch die Verkehrstechnik ist weitgehend wieder in Betrieb gegangen: Alle Ampeln an den Hauptverkehrskreuzungen laufen wieder, wenn auch noch nicht komplett synchronisiert. Ausnahme ist die noch stromlose Anlage am Brausenwerth, die aktuell die Ausfahrt der Busse vom zentralen Busbahnhof am Döppersberg erschwert. Auch kleinere Anlagen in den Außenbereichen sind teilweise noch ausgeschaltet.
Probleme mit Treibgut an Brücken
Wieder freigegeben wurde bereits am Donnerstagabend (15. Juli) die Kreuzung Alter Markt. Sie war aufgrund von Treibgut an der ehemaligen Fußgängerbrücke Gemarker Ufer vorsorglich am Mittwochabend gesperrt worden. Probleme mit Treibgut gibt es stadtweit noch an vielen Brücken. Sie werden mit den sinkenden Pegelständen alle kontrolliert. Eine Brücke im Morsbachtal hat das Hochwasser komplett mitgerissen. Das Gerüst an der Baustelle Brücke Kabelstraße muss erneuert werden. L 74 und Beyenburger Straße konnten wieder freigegeben werden. Auch für die B 7 im Bereich Opernhaus wird noch für den heutigen Freitag (16. Juli) mit der Freigabe gerechnet.